Diese Rubrik habe ich entstehen lassen,
um all die wiederkehrenden Fragen zu Pflanzen zu beantworten,
die hundertfach an mich herangetragen wurden.
Natürlich bestehen meine Pflanzenrubriken bereits viele Jahre,
Rubriken die sich aber eher der Vielzahl
der von mir kultivierten Pflanzen widmen,
aber nicht im einzelnen darauf eingehen
wie und auf welche Art man die einzelne Pflanzen
in das Terrarium einbringen sollte.
Hier in diesem Untermenue des Bereiches Pflanzen
möchte ich nun auf meine Vorgehensweisen
und auf die Kultivierung verschiedener Pflanzenarten eingehen.
Jedoch auch einen kleinen Einblick verschaffen,
wie denn die Pflanzenwelt vergleichsweise
in den Habitaten unserer Pfleglinge beschaffen ist.
An was, außer den natürlichen Habitaten unserer Pfleglinge
will man sich denn sonst auch bei der Einrichtung
eines Regenwaldterrariums orientieren?
Ich versuche die kleinen Biotope möglichst naturnah einzurichten.
Sicherlich in erster Linie um für mich selbst den Eindruck
eines kleinen natürlichen Regenwaldesbiotopes zu erhalten,
oder vielleicht auch um meinen Perfektionismus zu befriedigen.
Ich möchte mir jedoch auch sicher sein,
den Tieren ein möglichst perfektes Dasein zu ermöglichen
und somit mein Gewissen beruhigen sie Ihrer Freiheit beraubt zu haben.
Wenige meiner Tiere haben ihr natürliches Biotop jemals gesehen.
Ein Großteil sind Understory Enterprises Tiere andere F1 Nachzuchten,
also bereits in einem künstlichen Biotop herangewachsen.
Doch sage ich mir, in einem Umfeld in dem sich Wildtiere einleben
und wohlfühlen, fühlt sich sicher auch eine Nachzucht wohl.
Nicht nur die Maße meiner Terrarien sind ein Vielfaches größer gewählt,
als das es die empfohlene Haltungsbedingung vorgibt,
genauso wenig wird man in meinen Terrarien jemals einen Blumentopf
oder Xaxim Pflanztopf vorfinden.
Entweder sind die Pflanzen an der Natur orientiert,
epiphytisch auf Wurzeln aufgesetzt oder in einem,
sehr groben und wasserdurchlässigen Pflanzsubstrat gepflanzt.
Verdichtete und feinkörnige Erdsubstrate
versumpfen schnell und werden so zu Infektionsherden.
Feines, loses Erdsubstrat würde bei mir niemals Einzug erhalten.
Dieses könnte unter Umständen an den Zungen
meiner Pfleglingen kleben bleiben
und im schlimmsten Fall zu Verstopfungen und Darmvorfällen führen.
Ein Großteil der diagnostizierten Darmverschlüsse bei Amphibien
wurden durch einseitige oder falsche Ernährung verursacht,
ein weiterer Verursacher ist nach Untersuchung verendeter Tiere
Dreck der sich wie allerlei Extremitäten und Flügel
von Drosophilas in Magen und Darm festgesetzt haben.
Ich nutze nur grobe Substrate, entweder Pinienrinde
oder aus Fasern bestehende Nährstoff-Substrate
wie Sphagnum, Torf- und Kokosfasern.
Natürlich kann ich in einem künstlichen Biotop
in einer Größe von 80x60x120cm
kein natürliches Habitat nachbilden.
Bromelien siedeln sich in der Natur meist erst in Höhen
von 5, 10 bis 30 Metern über dem Boden an
da sie sehr lichthungrig sind.
In Bodennähe,
an Stellen die Dendrobaten tagsüber nach Futter absuchen
liegt trockenes Laub, heruntergebrochene Äste.
Beim durchstreifen der Habitate raschelt das Laub,
es ist ein absoluter Trugschluss,
dass der Boden in den Tropen stetig nass ist.
Im durch die Baumkronen abgeschatteten Bereich
siedeln sich ausschließlich schattenliebende großblättrige Pflanzen-
oder niedrige Pflanzen wie Moose und Farne an.
Es ist somit nicht als Falsch anzusehen,
wenn ein 50er Terrarienwürfel ausschließlich mit Laub,
einer Wurzel und etwas Ficus pumila ausgestattet wird.
Dem gehaltenen Dendrobates ist dies im Grunde genommen egal,
es geht hier einzig und allein um unser ästhetisches Empfinden.
Naturfotografie Panama 2017 (C) Wolfgang Wisser
Ancon Hill ein 199 Meter hoher Hügel mit Blick auf Panama City, Panama
Naturfotografie Panama 2017 (C) Wolfgang Wisser
Isla Bastimentos Provinz Bocas del Toro in Panama
Naturfotografie Panama 2017 (C) Wolfgang Wisser
Naturfotografie Panama 2017 (C) Wolfgang Wisser
Bodenbereich meiner Terrarien
Bodenbereich meiner Terrarien
Wie will man dies nun in einem künstlichen Biotop nachbilden?
Entweder verzichte ich auf Bromelien,
Orchideen, Farne und andere Epiphyten
und beschränke mich auf wenig grün und viel Laub
-oder es rücken dann die Pflanzen,
wenn man sie denn alle kultivieren möchte,
auch näher zusammen.
Um es mal realistisch zu sehen,
wachsen in der Natur wenige Bromelien in Bodennähe oder gar in Erde,
sondern als epiphytische Pflanzen auf Ästen,
Baumstämmen oder Felsen.
Es sei denn sie gedeihen auf hellen Lichtungen
oder an gut mit Licht durchfluteten Bachläufen.
Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel,
wie die nächsten Bilder aus den Habitaten
in Panama zeigen werden.
Wenn es sein muss gedeihen sie sogar auf Überlandleitungen.
Was die Behauptung, aufgebundene Bromelien
bräuchten zwingend Sphagnum an den Wurzeln,
nicht unbedingt stützt.
Naturfotografie Panama 2017 (C) meines Freundes und Mentors Wolfgang Wisser
Am liebsten besiedeln Bromelien sonnige luftige Äste
umgeben von anderen Epiphyten unter anderem viele Farne.
Naturfotografie Panama 2017 (C) Wolfgang Wisser
Hier von Bromelien, Orchideen, Moosen und Flechten besiedelte Baumkronen
Naturfotografie Panama 2017 (C) Wolfgang Wisser
Ein von Epiphyten besiedelter Baumstumpf
an einem von Licht durchfluteten Überhang.
Naturfotografie Panama 2017 (C) Wolfgang Wisser
Naturfotografie Panama 2017 (C) Wolfgang Wisser
Naturfotografie Panama 2017 (C) Wolfgang Wisser
Naturfotografie Panama 2017 (C) Wolfgang Wisser
Wie war das nochmal mit dem Spruch: Ausnahmen bestätigen die Regel
Manche spezialisierte, terrestrische Art wächst auch mal am Licht durchfluteten Boden:
Naturfotografie Panama 2017 (C) Wolfgang Wisser
Epiphyten auf einem Felsen mitten im Flusslauf
Naturfotografie Panama 2017 (C) Wolfgang Wisser
Naturfotografie Panama 2017 (C) Wolfgang Wisser
Aechmea nudicaulis
Umgebung des Ortes Santa Rose de la Yunga, Cordillera del Condor,
oberer Rio Marañon Drainage, Departamento Cajamarca. 900 – 1100 m NN
Diese Bromelienart wächst ungeschützt in voller Sonne an glatten Felswänden.
Die von Rainer und seinem Team an Biologen gemessene Wassertemperatur
innerhalb der Wassertrichter lag bei Tag bei ~35°C und 16°C bei Nacht.
Naturfotografie Peru Rainer Schulte
Naturfotografie Peru Habitat Excidobates Mysteriosus
meines leider viel zu früh verstorbenen Freundes Rainer Schulte
Bromelien sind eine sehr umfangreiche Gruppe
von Aufsitzerpflanzen so genannten Epiphyten,
zu ihnen gehören zum Beispiel:
das flammende Schwert (Vriesea fosteriana),
die Guzmanie,
der Zimmerhafer (Billbergia nutans),
die Lanzenrosette (Aechmea),
die Luftnelke (Tillandsia)
oder Ananas (Ananas comosus)
und natürlich die meist verwende Bromelie
die Nestrosette (Neoregelia) .
Typisch für die farbenfrohen Bromelien
sind die Blattrosetten oder Blattschöpfe,
aus deren Mitte sich die Blütenstände mit kunterbunt leuchtenden,
lang haltbaren Hochblättern schieben.
Die eigentlichen Blüten der Bromelie hingegen sind klein und kurzlebig.
Racinaea dyeriana NW Ecuador in meinem Terrarium
Tillandsia Leiboldiana var guttata in meinem Terrarium
Für einige Bromelienarten bedeutet die Blütenzeit
jedoch auch das Ende ihrer Lebenszeit
mit deren Ende gehen sie ein.
Bromelien besitzen kleine abgedichtete Öffnungen auf ihren Blättern,
so genannte Saugschuppen, mit deren Hilfe
sie Regenwasser und die darin gelösten Nährstoffe aufnehmen.
Die Wurzeln der meisten epiphytischen Bromelien
haben die Funktion der Wasser- und Nährstoffleitung
zum größten Teil verloren und dienen meist
nur der Befestigung an der Wirthpflanze.
Das Wurzelwerk der Bromelie ist drahtig bzw. holzig
ein klares Indiz, dass sie keine Feuchtigkeit mögen.
Viele Bromelien bilden Rosetten aus steifen Blättern.
Diese Blätter stehen am Grund so eng beieinander,
dass sich darin Wasser sammeln kann.
Herabfallende Pflanzenteile und tote Tiere können in so eine Zisterne gelangen
und werden dort durch Mikroorganismen zersetzt.
Das Wasser und die darin freigewordenen Nährstoffe werden durch die Saugschuppen
ins Innere der Rosettenblätter geleitet.
Das Zisternenwasser wird teils durch Niederschläge aber auch teils
(wie bei einem Tauteich) durch Nebelkondensation ergänzt.
Diese kleinen Zisternen bieten einigen Froscharten
wie Oophagen und Ranitomeya
die optimalen Bedingungen
um ihre Quappen zu versorgen,
die jede für sich
in einer einzelnen Wasseransammlung
herangezogen werden muss.
Ein kleines Beispiel:
eine in Bodennähe, zentral im Terrarium angebrachte Vriesea.
Vriesea delicatula (Naturform)
eine der wenigen schattenliebende Bromelien
mit schmalen, tiefen Trichtern.
Eine Art bei der langanhaltend in den Trichtern
stehendes Wasser nicht zu Fäulniss führt.
Was sie für oophage Arten sehr interessant macht.
Eines meiner Pumilio darkland Weibchen
bei der Quappenversorgung im hinteren Trichter
das zweite Pumilio darkland Weibchen bei der Quappenversorgung
im vorderen Trichter der gleichen Vriesea
Die meisten Quappen sind Kanibalisch veranlagt
schütten Hemmstoffe aus,
die das Wachstum schwächerer Tiere negativ beeinflussen
und sie so zu einer leichten Beute machen.
Andere Froscharten nutzen eher andere Wasseransammlungen
(Phytotelma / Phytothelmen) um ihre Quappen zu versorgen.
Egal ob man eine Bromelie nun aus optischen Gründen
in ein Terrarium einbringt, eventuell um Farbakzente zu setzen,
oder ob sie nun zur Quappenversorgung
der gehalten Amphibien dient.
Die meisten Züchter großer Oophagen
schwören auf das Flammende Schwert (Vriesea splendens)
sie soll die Butbromelie sein, die am meisten angenommen wird.
Leider eine Art mit sehr ausladenden Blättern,
die wenn sie dann an den Seitenwänden
und der Frontscheibe anstehen einfach gekürzt werden.
Man sollte sich immer kundig machen,
wie groß, bzw. wie ausladend die Bromelie wird.
Es gibt sehr kompakte Wuchsformen,
es gibt hübsche Miniaturformen und es gibt
wunderschöne Bromelien die eine unglaubliche
Endgröße bekommen.
Habitatbild Excidobates mysteriosus Rainer Schulte
Aechmea nudicaulis
Doch wie bringe ich Bromelien nun in ein Terrarium ein?
Im Handel befindliche Bromelien sind meist Kindel
(seitliche Triebe) einer Mutterpflanze.
Diese werden mit einem kleinen Stück
der hözernen Ausläufer (Stolonen) von der Mutterpflanze abgetrennt.
Hier hat man natürlich die Möglichkeit
die im Terrarium befindliche Wurzel anzubohren
und die Bromelie mit dem hölzernen Ausläufer
in dieses passend gebohrte Loch zu stecken.
Hier eine Tillandsia die sich über die Verzweigung
des Stammes vermehrt hat
der Stamm der Tillandsie in das passend gebohrte Loch gesteckt
und schon ist die Pflanze unsichtbar fixiert.
Nach einiger Zeit werden sich an der Pflanze Wurzeln bilden
und sich fest an der Holzwurzel fest krallen.
Bei einigen Arten verschiedener Gattungen
finden wir die Kindel nicht am unteren Stamm,
sondern höher, entlang des Blütenschaftes
wie zum Beispiel bei der Gattung Vriesea.
Bei Arten einiger epiphytischer Gattungen jedoch
entwickeln sich zuerst ausläuferartige Triebe,
aus deren Spitze sich in einiger Entfernung von der Mutterpflanze
eine neue Rosette entwickelt.
Charakteristisch sind hierfür die Stolonen bildenden
Neoregelia Arten
Bei vielen Tillandsien bilden sich die Tochterpflanzen
am Ende des Blütenstandes
der sich mit zunehmendem Gewicht
immer mehr zu Boden neigt,
bis die Jungpflanze anwurzeln kann.
Bei strangbildenden Tillandsien Arten geht die Vermehrung
über eine Verzweigung des Stammes vonstatten.
Mit Hilfe kräftiger Stolonen klettert manche Aechmea Art
an Baumstämmen empor immer Richtung Licht
bis hoch in die Äste um dort in den Wipfeln wieder auszutreiben.
Manche terrestrisch wachsende Art
entwickelt unterirdische Ausläufer.
Bei Bromelia balansae können diese meterlang sein
aus denen sie nach einiger Zeit
flächendeckende Bestände entwickeln.
Wie man gerade lesen konnte,
bilden nicht alle Bromelien seitliche Ausläufer (Stolonen) aus
die man zur Befestigung nutzen kann.
Eine Andere Möglichkeit ist daher das Aufbinden der Pflanze
Aufgebunden wird auf die bewährte Art
mit zerschnittenen Nylon Strumphosen
ich verzichte dabei vollkommen
auf Sphagnum oder lebende Moose !
zum einen ist Nylon unverwüstlich,
aber hat noch einen weiteren, ganz besonderen Vorteil,
wenn man die richtige Farbe wählt,
ist das gespannte Nylon auf der Wurzel fast unsichtbar.
Zudem verzichte ich beim Aufbinden der Bromelien gänzlich auf Moose,
es sei denn um die Befestigung etwas zu kaschieren,
die meisten Bromelien bringen ohnehin ein paar Moossporen mit.
Die meisten Anfänger die mich kontaktieren,
klagen über faulende Bromelien,
aus welchen man die innere Blatt-Rosette
gerade herausheben kann.
Ich kann ihnen ohne Bilder der Pflanzen zu sehen
die Ursache für deren Fäulnis nennen:
Die Wurzeln der Bromelien
wurden auf Anraten
bis zum Blattansatz in Sphagnum gepackt
und die Trichter werden durch die Beregnung
dauerhaft unter Wasser gesetzt.
Da strecken 80% der Bromelien die Flügel.
der identische Epiphytenast 2 Jahre später.........
nur die Neoregelia wurde gegen eine Vriesea getauscht.
Auf Xaximrück- und Seitenwänden kann man die Bromelien
auch gut mit Pflanzennadeln für Blumengestecke fixieren.
Breite Variante aus Edelstahl rostfrei V2A
sehr gut geeignet zur Fixierung von Bromelien auf Xaxim,
Styropor oder Styrodur.
Es gibt Amphibien, die in ihrem künstlichen Habitat
keine Bromelien benötigen, ein Dendrobates tinctorius
oder Phyllobates Morphe benötigen ansich keine Bromelien,
in ihrem künstlichen Lebensraum.
Hier ist die Bromelie allein ein Element
welches für unser optisches Empfinden installiert wird.
So kann man mit diversen Bromelien dem Terrarium
verschiedene Farb-Akzente geben
Hier Neoregelien mit Farbakzenten in violett und grün.
Neoregelia Petit Minou, Neoregelia Black Beauty, Neoregelia Yankee Doodle,
Neoregelia punctatissima dark
Vriesea correia-araujoi [Brasilien Rio de Janeiro]
Vriesea racinae (Bromelien Westermann)
kleinbleibende Bromelie max 12cm mit tiefen Trichtern.
Ideale Pflanze für Ranitomeya und Pumilios
Hier eine Neoregelia mit Farbakzenten in gelb, orange, rot.
Like Fire - Neoregelia rubifolia [Bromelien Westermann]
Hier Neoregelien mit Farbakzenten von gelb über rot zu grün.
Neoregelia mucugensis (aus einer Privatsammlung)
Neoregelia Li Hing (Plantabrutt),